"Sie haben Pionierarbeit geleistet"

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Franz Martin Scherer ist der "Vater" der nun schon 36 Jahre währenden ehrenamtlichen Hausaufgabenbetreuung an der Pestalozzi-Schule. Dafür überreichte ihm gestern Staatssekretär Georg Wacker im Auftrag des Ministerpräsidenten die Landesehrennadel. Scherer, wissenschaftlicher Angestellter der Universität Heidelberg, lebte lange in Edingen, seit 1978 in Heidelberg.

Bei seiner Begrüßung der Gäste im Foyer der Pestalozzihalle erwähnte Rektor Endrik Ebel, dass die Verleihung auf Vorschlag von Bürgermeister Marsch erfolge. Eltern und Kollegen wären sehr froh um die Hausaufgabenhilfe, deren Leitung nach 35 Jahren von Scherer an Sozialarbeiterin Doris Schmude übergegangen sei. Dann berichtete er, dass Scherer die Nachricht von seiner Ehrung ohne Begeisterung aufgenommen hatte, weil er nicht verstehen konnte, dass eine Einzelperson für ein Gemeinschaftswerk geehrt werden sollte. Erst auf die Versicherung hin, dass allen Helfern bei der Ehrung gedankt werde, habe er die Auszeichnung angenommen.

Der Dank an Scherer sei eine Würdigung der Hausaufgabenhilfe insgesamt, betonte denn auch Staatssekretär Georg Wacker in seiner Laudatio. Er erinnerte daran, dass Scherer bereits mit 15 Jahren sein ehrenamtliches Engagement in der katholischen Jugendarbeit begann. 1971 erfolgte die Gründung der Hausaufgabenhilfe. Scherer habe früh erkannt, dass die Schule vielen Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf nicht völlig gerecht werden könnte. "Sie haben Pionierarbeit geleistet", sagte Wacker. Dann überreichte er die Urkunde und heftete Scherer die Auszeichnung des Landes für ehrenamtliches Engagement ans Revers.

Bürgermeister Marsch schilderte den Werdegang des "Erfolgsmodells" Hausaufgabenhilfe. Begonnen habe es am 18. November 1971 im Spanischen Kulturzentrum, wo einige spanische Kinder betreut wurden. Damals habe Edingen einen Ausländeranteil von fünf Prozent gehabt, heute liege er bei zwölf Prozent. Es gebe also jetzt mehr Bedarf an Förderung, von der aber auch deutsche Kinder profitierten. Er überreichte den Wappenteller der Gemeinde an Scherer. Mehrere Kinder erzählten dann, weshalb sie die Hausaufgabenhilfe besuchen. Beispiele: "Weil ich Hilfe brauche und meine Aufgaben richtig machen will." "Nach den Hausaufgaben können wir Memory und Puzzle spielen."

Der Geehrte dankte für die lobenden Worte. "Aber Hausaufgabenbetreuung ist kein Solo, sondern ein Gemeinschaftswerk vieler Köpfe, Hände und Herzen." Bis 2006 hätten sich insgesamt 215 Bürger engagiert, erklärte Scherer und zählte die Namen etlicher langjähriger Mitstreiter auf. "Viele Kinder mögen im Ausland geboren sein, aber sie kamen hierher und sind 'unsere Kinder'", meinte er zu seinem Engagement. Und: "Kinder sind unsere Zukunft. An ihnen zu sparen, ist ein Skandal."

Mannheimer Morgen - 30. Juni 2007 - Dr. Klaus Backes