Orangerie jagt einigen Gemeinderäten die Zornesröte ins Gesicht

Presseecho

Eine "Provinzposse hoch drei" nannte Gemeinderat Gerhard Hund (CDU) die lange und "frustrierende" Diskussion um die Sanierung der ehemaligen Orangerie und Schlosskapelle in Neckarhausen. Hund war ebenso wie sein Ratskollege Stephan Kraus-Vierling (UBL/FDP/FWV) sauer über das Vorgehen der Verwaltung. Diese hatte die Fraktionen offenbar nicht darauf hingewiesen, dass in der denkmalschutzrechtlichen Genehmigung die Öffnung der Tore in der Orangerie nicht vorgesehen ist, dass also ein wesentlicher Bestandteil des Gemeinderatsbeschlusses aus dem November fehlt.

Die Genehmigung, eine Art "Baugenehmigung", wie Bürgermeister Roland Marsch erklärte, kam im April, die vierwöchige Einspruchsfrist verstrich unwidersprochen. Auch bei den beiden pauschalen Sanierungsangeboten vom Handwerkerring Ladenburg und der Firma S+S Altbausanierung GmbH hätte die Verwaltung merken müssen, dass Wesentliches nicht enthalten sei, bemängelte Hund. Immerhin liege das Leistungsverzeichnis des beauftragten Architektenbüros "Plan+Bau ID" seit Juli 2005 vor: "Wir haben zwei Jahre sinnlos vergeudet", ärgerte sich Hund, meinte aber auch: "Gerhard, reg’ dich nicht auf". Die CDU wolle keine Luxussanierung, sondern eine gute, saubere Sanierung, und zwar so schnell wie möglich. Er erwarte aber in Zukunft konkrete Fakten und Zahlen seitens der Verwaltung.
Im Prinzip drehte sich der Tagesordnungspunkt lediglich darum, ein aktualisiertes Leistungsverzeichnis gemäß der denkmalrechtlichen Genehmigung zu erstellen und anhand dessen die Kosten für die Sanierung abzuschätzen. "So weit wie jetzt waren wir noch nie – wir wissen jetzt, was wir dürfen", beschwor der Bürgermeister. Kraus-Vierling argwöhnte, dass die Verwaltung die Öffnung der früheren Tore, aus seiner Sicht unabdingbar, um Licht und Luft in das Gebäude zu bringen, gar nicht wolle. "Das ist Ihr Eindruck", gab Bauamtsleiter Horst Göhrig zurück.
Die Verwaltung habe nichts anderes beantragt, als der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen habe. Wenn man nun eine neue Genehmigung beantrage, rede man in zehn Jahren noch über die Sanierung, gab Marsch zu bedenken. Die Toröffnungen seien beantragt und wurden quasi als Fensteröffnungen genehmigt. Allerdings nicht als Bodenfenster.
Auch Ulf Wacker (Grüne) meinte, das Thema sei von der Verwaltung "undeutlich und verwirrend" behandelt worden. Als Gemeinderat fühle er sich hier nicht gut betreut.
Thomas Zachler erklärte, man müsse heute zustimmen. Die SPD wolle eine Sanierung, aber nicht um jeden Preis. Die Entscheidung fiel letztlich einstimmig: Das Büro "Plan+Bau ID" erstellt zunächst ein neues Leistungsverzeichnis für anstehende und vom Denkmalamt genehmigte Sanierungsarbeiten in der Orangerie.
Auf vorherige Anfrage von Helmut Stelling aus den Reihen der Schlossparkfreunde gab Marsch den Zeitplan vor: Im Oktober soll die Ausschreibung erfolgen, im Dezember dann die entsprechenden Aufträge vergeben werden. Bis Juli 2008 zu "Rund ums Schloss" könnte die Orangerie dann fertig sein. "Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wir wollen es schaffen", erklärte Marsch. In den Haushaltsplänen 2007 und 2008 sind für die Sanierung jeweils 60 000 Euro eingestellt. Reichen wird das mit Sicherheit nicht.

Rhein-Neckar-Zeitung - 29.06.2007 - Nicoline Pilz