Nur der kleine Jesus ist aus Kunststoff

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"Lebende Krippe" an Heiligabend ab 15 Uhr im Hof der evangelischen Kirche
"Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt", heißt es im Weihnachsevangelium nach Lukas. Die szenische Darstellung der Geburtsnacht Jesu im Stall zu Bethlehem bezeichnen wir heute als "Krippe". Eine "Lebende Krippe", mit lebenden Personen und Tieren hat sich der evangelische Pfarrer Matthias Schipke als Überraschung für Heiligabend ausgedacht.

Zwar ohne Ochs und Esel, dafür beleben Weidetiere und Hütehund neben der hochheiligen Familie, den Hirten, dem Verkündigungsengel samt kleiner Engelschar und den heiligen drei Königen die Szenerie.

"Die Idee zu einer anschaulichen Rekonstruktion des Weihnachtsgeschehens kam von den Jungschar-Kindern", erklärte Schipke. Krippen dieser Art stellten insbesondere für die Kinder einen Anziehungspunkt dar. Mit dieser realen Krippen-Darstellung ermögliche man auch einen Zugang zum eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes. Manchen Kindern sei gar nicht mehr bewusst, was Weihnachten in seinem Ursprung bedeutet, stellte Pfarrer Schipke fest. Auch dass Jesus ein Mann aus dem Volk war, wird auf diese Weise begreifbarer. Zwar steht im Weihnachtsevangelium nichts von der Armut der heiligen Familie geschrieben, doch die Bibelstelle, nach der das Kind an einen Platz gelegt wurde, der sonst den Tieren als Futtertrog dient, wurde dementsprechend interpretiert.

Klar, dass auch in der Edinger Krippen-Szenerie eine Futterkrippe mit dem Jesuskind die zentrale Rolle spielt. Einzig der kleine Jesus ist aus Kunststoff, alle anderen Darsteller sind lebendig. Dazu zählen Maria und Josef, die Hirten, der Verkündigungsengel samt kleiner Engelschar sowie die drei Weisen aus dem Morgenland, die Jesus mit Geschenken ihre Aufwartung machen.

Damit das Ganze auch stilecht wirkt, hat Pfarrer Schipke im Kleider-Fundus gewühlt und einen Kostüm-Verleih bemüht. So kam Erzengel Gabriel nicht nur zu seinem Glorienschein, sondern sogar zu Flügeln. Als Darsteller wirken Konfirmanden und Jungschar-Kinder mit. Letztere werden ihrer verschiedenen Aktivitäten wegen auch als Aktiv-Kinder bezeichnet. Eine Aktivität davon ist das Musizieren, und so sind die Buben und Mädchen auch bei der Krippen-Aufführung mit einem Flötenkreis vertreten. Pfarrer Schipke als "Oberhirte" wird ebenfalls zur Flöte greifen, musikalisch vereint mit seinen Söhnen Lukas und Elias.

Aber nicht nur zarte Flötentöne, auch so manches Gemeckere wird zu hören sein. Dafür werden Pepe und Tabako sorgen. Die beiden munteren Ziegenböcke stellt die in Wieblingen ansässige Waldorfschule zur Verfügung. "Die Schule verfügt seit rund sieben Jahren über einen schulbauernhof mit einer kleinen Nutztierhaltung", erklärt Lehrer Alph Lehmann. Dazu zählen auch die Schafe Luna, Stella, Maya und Julia. Ob die kleine Herde zu heiligabend vollzählig antraben wird, ist noch offen. Als "Hütehund" wartet jedenfalls schon ein stattlicher Bernhardiner auf der Wiese neben der Kirche auf sie.

Hinter dem Torbogen, im Hof der Kirche, können sich die Besucher nicht nur an der lebhaften Krippen-Darstellung, sondern auch an alkoholfreiem Weihnachtspunsch erwärmen. Das Getränke wird kostenlos ausgeschenkt, wer mag, der kann dafür einen kleinen Obolus an "Brot für die Welt" spenden. Ein flackerndes Feuer soll die besondere Atmosphäre einer solchen Krippen-Szenerie noch steigern, die an Heiligabend, um 15 Uhr ihre Aufstellung nimmt. Der "Lebenden Krippe" auf der Kirchwiese folgt um 16 Uhr ein Festgottesdienst mit Krippenspiel in der Kirche.

Mannheimer Morgen - 24. Dezember 2007 - Hannelore Schäfer