Ferien gut, alles gut ?

Kommunalpolitik

Endlich Ferien. Schluss mit der brütenden Hitze in Klassenzimmern, kurzfristig anberaumten Klassenarbeiten, stundenlangem Sitzen über Hausaufgaben und, wenn letzteres nicht ausreicht, Nachhilfestunden am Abend. Und jetzt sind wir am Punkt.
Bei aller Freude über sechs Wochen Ferien. Die aktuellen Berichte über vermehrten Nachhilfeunterricht bei den G8- oder Turbogymnasiasten legen die Defizite der G8-Umstellung schonungslos offen.

Wir meinen, und da sind wir mit vielen Eltern einig, es wäre nun an der Zeit, in Stuttgart endlich die Konsequenzen zu ziehen und für eine Entlastung der Schülerinnen und Schüler, insbesondere in der 5. und 6. Klasse des Gymnasiums, zu sorgen. Denn die Angaben des Bundesverbands der Nachhilfeschulen in Schwetzingen, wonach seit der Verkürzung der gymnasialen Schulzeit der Bedarf an Nachhilfe massiv zugenommen habe, decken sich mit den Erfahrungen, die wir in Gesprächen mit Eltern von Gymnasiasten gemacht haben.
Denn was beim Start der sogenannten Turbogymnasien befürchtet worden war, ist mittlerweile Fakt: Das G8 in seiner jetzigen Form wurde überhastet eingeführt und die CDU/FDP Landesregierung hat viel zu lange die Augen vor der Realität verschlossen. Die verstärkte Nachfrage nach Nachhilfeunterricht, den sich eben nicht jede Familie leisten kann, verschärft die ohnehin schon sehr große Bildungsungerechtigkeit nur noch weiter.
Was bleibt: Es ist an der Zeit, die Belastungen im G8 schnell zu reduzieren. Dazu muss die Stofffülle der Bildungspläne reduziert und anders aufgeteilt und die Stundentafel verändert werden. Zudem darf mit der zweiten Fremdsprache erst in der 6. Klasse begonnen werden. Und was steht dem Ausbau der G8-Gymnasien zu Ganztagsschulen entgegen ? In Ganztagsschulen könnten die Schülerinnen und Schüler viel besser individuell gefördert und private Nachhilfestunden weitgehend überflüssig gemacht werden. Im Rahmen von Ganztagesunterricht können auch die Hausaufgaben unter pädagogischer Aufsicht während der Schulzeit erledigt werden, statt die Eltern dafür einzuspannen. Denn eines ist klar: Wenn immer mehr Schüler auf teure Nachhilfe angewiesen sind, wird die ungerechte Sozialauslese weiter verschärft.
Apropos Ganztagesschulen: In Stuttgart sind derzeit Bestrebungen im Gang, bis zum Jahr 2011 rund 40 % der Schulen zu Ganztagsschulen umzuwandeln. Wir sind der Auffassung, dass wir uns dieser Entwicklung nicht verschließen dürfen und sollten die beiden Grund- und Hauptschulen in unserer Gemeinde in die Diskussion einbeziehen.