Auf Wiedersehen am Neckarstrand

Europa

Ein Rückblick auf die Partnerschaftsfeiern in Plouguerneau
Wenn ein Beispiel für die Redewendung, dass die Zeit wie im Flug vergeht, gebraucht werden sollte, fragt man am besten jemand von denjenigen, die in Plouguerneau an der Festwoche zum 40-jährigen Jubiläum der Partnerschaft teilgenommen haben. Die Zeit verging nicht nur wie im Flug, sie raste geradezu an einem vorbei.

Als in der Nacht zum Freitag gegen Mitternacht sich der Bus in Richtung Heimat in Bewegung setzte, stellte sich jeder die Frage: Waren das wirklich sechs Tage in der Partnergemeinde?
Es waren ja etliche dabei, die diese Fahrt und diese Feier zum ersten Mal miterleben durften. Sie verstehen jetzt auch die Euphorie, mit der den Zuhausegebliebenen über das Meer, die Menschen und die Partnerschaft erzählt wird. Abgesehen von dem Sturm am Sonntag nach der Ankunft zeigte sich das Wetter an der Atlantikküste von der besseren Seite, ein Sturm, der entlang der Küste drei Todesopfer und eine vermisste Person zur Folge hatte. In Plouguerneau brach lediglich ein Fahnenmast. Beim Festakt in der Halle in Lilia hatte Bürgermeister Roland Marsch schon befürchtet, das Dach würde weggeblasen.
Schier unbeschreiblich ist die Gastfreundschaft der Bretonen. Eine Teilnehmerin, die ebenfalls noch nie zuvor in Plouguerneau war, charakterisierte sie als trinkfest und äußerst liebenswürdig: "Wenn die gesehen haben, dass Deutsche eine Fahrgelegenheit brauchten, war es die größte Selbstverständlichkeit, dass sie sich anboten, einen dorthin zu fahren, wohin man wollte." Im Allgemeinen war es auch ein Ding der Unmöglichkeit, dort Geld auszugeben. Abgesehen von Zigaretten und Souvenirs haben die Gastgeber in der Regel die Zeche übernommen. 40 Jahre Partnerschaft wurden nicht nur gefeiert, sie wurden im wahrsten Sinn des Wortes gelebt.
Um das Programm des Comité de Jumelage nächstes Jahr zu toppen, bedarf es seitens der IG Partnerschaft einiger Anstrengung. Lediglich die Aufführung des deutsch-französischen Theaterprojekts, "Briefe vom 6. Juni", schied die Geister, dies allerdings sehr deutlich. Die IGP sollte sich gut überlegen, dieses Stück in Edingen-Neckarhausen in dieser Form zu wiederholen, denn den ambivalenten Meinungen zufolge, droht ein möglicher Flop. Ansonsten verdiente sich die Zusammenstellung eine Eins mit Sternchen, sei es nun das breite musikalische Angebot oder der Ausflug auf die Ile de Batz.
Um bei der Musik zu bleiben: Sowohl am Chanson- wie auch am Abschiedsabend hatte man das letzte Bild eines Asterixbands vor Augen, mit dem Unterschied, dass diesmal der Barde nicht gefesselt und geknebelt war. Nun gibt es wahrscheinlich nicht viele Partnerschaften, die einen Yvon Etienne auf der einen Seite und eine Anabelle Hund auf der anderen Seite haben. Aber auch ansonsten erwiesen sich Deutsche und Bretonen als gleichermaßen sangeseifrig - eine Tradition, die Germanen und Kelten verbindet.
Eine wunderschöne Woche ging viel zu schnell vorüber. Nächstes Jahr gibt es am Neckarstrand ein Wiedersehen, wenn Ende August die 40 Jahre Partnerschaft in Edingen-Neckarhausen gefeiert werden. Zwar nicht mit Rouge und Fruits de Mer, dafür dann mit Bier und Haxen. Bis dahin nochmals Dankeschön nach Plouguerneau und bis zum nächsten Mal- Kenavo ar chentan!

Mannheimer Morgen - 05. Juni 2007 - Achim Wirths