Sieg, kein Triumph

Presseecho

Ein triumphaler Wahlsieg sieht zwar anders aus, aber die Erleichterung war Roland Marsch gestern Abend ins Gesicht geschrieben. Die Erleichterung über den Sieg und darüber, dass ihm ein zweiter Wahlgang erspart bleibt. Vermutlich ist das auch für Edingen-Neckarhausen besser. Denn ein Wahlkampf, der sich wohl mangels neuer Themen auf die Schließung der Gebetsräume durch den Amtsinhaber konzentriert hätte, wäre kaum ohne größere Flurschäden und persönliche Verletzungen abgelaufen.

Beim Vergleich der einzelnen Resultate zeigt sich, dass die Herausforderer Wacker und Hund wesentlich stärker unter dem Ortsteildenken zu leiden hatten als der Amtsinhaber. Die Differenz der Ergebnisse für Marsch zwischen Edingen und Neckarhausen lag bei vier Prozent, bei Wacker 13 Prozent und bei Hund 10,37 Prozent.

Insgesamt verlief der Wahlkampf fair. Die Herausforderer rangen mit dem Problem, dass Marsch keine wirklich gravierenden Fehler zu verantworten hat. Die Themen "Pro-Kopf-Verschuldung" und "Hirsch-Projekt" waren altbekannt und auch deshalb keine wirklichen Sensationen. Erstaunlich aber, dass nicht mehr Kritik am Führungsstil des Bürgermeisters kam. Denn dazu waren im Vorfeld viele Stimmen zu vernehmen. Doch im Wahlkampf im Allgemeinen und in den immerhin drei Foren im Besonderen kamen zwar allgemeine Bemerkungen dazu, aber kaum Konkretes.

Den besten Wahlkampf hat Ulf Wacker gemacht. Mit seinem rhetorischen Geschick, seinen zum Teil unkonventionellen Ideen und seinen Musikveranstaltungen erzielte er Wirkung. Auch Erwin Hund bemühte sich, eine Alternative zu Roland Marsch zu bieten. Letztlich vergebens. Doch durch ihre Kandidaturen haben sie der Wahl den unschönen Charakter einer Formsache genommen, die Wahlbeteiligung in die Höhe getrieben und den Urnengang spannend gemacht: Erst das Resultat des letzten Bezirks entschied über den Ausgang. Die Wahl ist vorüber. Und Ulf Wacker sowie Sedat Özdemir sollten sich überlegen, ob eine Anfechtung ihnen mehr einbringt als den Ruf, schlechte Verlierer zu sein. Ein Kompliment an die Bevölkerung: Die Wahlbeteiligung von 67,9 Prozent ist vorbildlich.

Mannheimer Morgen - 01. Oktober 2007 - Dr. Klaus Backes