Nur fünf Jugendliche kommen zum "Jugendforum"

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Schwache Resonanz beim fünften Anlauf / Bürgermeister Marsch: "Meine Tür ist immer offen"
Woran hapert es bei den Jugend(gemeinde)rat-Initiativen in Edingen-Neckarhausen? Haben die Jugendlichen zu wenig Interesse? Fehlt es an Unterstützung durch Bürgermeister und Kommune? Warum gelingt es andernorts? Was lässt sich besser machen? Diese Fragen diskutierte ein "Jugendforum" im Rathaus-Bürgersaal.

Wobei mit nur fünf Jugendlichen die Zielgruppe neben Ortsoberhaupt, Gemeinderäten, JuZ-Sozialarbeiter sowie Vertretern von "Jugendfreunden", IG Museum und "Fortuna" deutlich in der Unterzahl war.

Dies sei bereits der fünfte Anlauf; es werde immer schwieriger und schwächer, seufzte Walter Heilmann vom Vorstand des Fördervereins für Offene Jugendarbeit Edingen-Neckarhausen (FOEN): Doch müsse man weiter versuchen, der jungen Generation mehr Mitbestimmung zu ermöglichen und sie zu aktiver Mitwirkung zu gewinnen. Denn im Gemeindeleben würden die Akteure immer älter.

Bürgermeister Roland Marsch hatte eingangs an die vorigen Jugendforen erinnert, besonders den gut besuchten Auftakt in Neckarhausen. Marsch: "Meine Tür ist immer offen." Doch müsse der Jugendgemeinderat "aus der Jugend heraus wachsen". Woran dies in der Praxis bisher scheiterte, machten Fabian Oestreicher und Lydia Wagner, beide 17, als "Rest des ehemaligen Jugendrats" deutlich. Man habe sich als erstes Projekt um Fahrradboxen für die diebstahl- und zerstörungsträchtige Haltestelle nahe Real bemüht. Doch sei so etwas für Jugendliche schwer zu schaffen, beklagte Oestreicher. Deshalb seien bald mehrere wieder abgesprungen. Auch aus der Verschönerung der Schulunterführung wurde nichts. Das Gros der bestellten professionellen Graffiti-Sprayer sagte kurzfristig ab. "Wir haben uns schon Mühe gegeben", beteuerte Lydia Wagner. Gerne hätte man wieder mehr junge Leute dabei. "Wir brauchen Nachwuchs", sprach auch der 85-jährige Bernhard Jung als, wie er zwinkerte, "ältester Jugendlicher hier" mit Blick auf die Verjüngungsinitiative der von ihm koordinierten IG Museum wohl allen Vereinen aus der Seele.

UBL-Rätin Lieselotte Schweikert erwähnte den Jugendzentrum-Report von Sozialarbeiter Werner Kaiser, aus dem Frust über Passivität der Kinder spreche. Sie kritisierte, im JuZ gebe es zuviel Berieselung; in den frühen Jahren unter Selbstverwaltung sei die Jugend aktiver gewesen. Auf Schweikerts Seitenhieb, dass "früher Sozialarbeiter alle paar Jahre in andere Jugendzentren gewechselt" seien, erwiderte Kaiser, der Großteil seiner Kollegen in der Region arbeitete schon länger als zehn Jahre auf ihrer Stelle. Glücklich sei er, dass nach drei Jahren im JuZ wieder ein Jugendrat gewählt werden konnte: Lukas Deimel und Mehmed Özdemir waren beim Forum da, Sorinel Gavrila war krank verhindert.

Das JuZ bringe viele Angebote, meinte CDU-Rat und "Jugendfreunde"-Mitinitiator Christian Volk. Wie ein Jugendrat zielstrebig zum Jugendgemeinderat wurde, zeige Dossenheim. Dort habe Bürgermeister Lorenz "das maßgeblich vorangetrieben", unterstrich Volk. Und die Jugendlichen hier seien wohl kaum weniger bereit, sich zu engagieren. Grünen-Rat Ulf Wacker, einst selbst JuZ-Jugendrat, gab Volk beim Dossenheim-Vergleich Recht. Auch in Edingen-Neckarhausen brauche das Projekt Jugendgemeinderat mehr Unterstützung der politischen Gemeinde. SPD-Rat Thomas Zachler regte an, bei den Kids schon früher, etwa ab elf Jahren, anzusetzen. Später, siehe die Probleme der Vereine, ziehe es die Jugend mehr und mehr in die Städte. "Die Sache nicht fallen lassen", waren sich schließlich alle mit Walter Heilmann einig. Am Dienstag, 3. April, ist nächstes Treffen der Jugendfreunde im JuZ.

Mannheimer Morgen - 27. März 2007