„Es wird keinen Weihnachtsmarkt geben"

Veranstaltungen

Am liebsten hätte der Bund der Selbstständigen das diesjährige Maibaumstellen ausfallen lassen. So kurze Zeit nach der Leistungsschau wollte und konnte der Vorstand der Selbstständigen nicht schon wieder die nächste Veranstaltung schultern. In Absprache mit der Verwaltung fand dann eine kleinere Version statt, wobei BdS-Vorsitzender Roland Bordne der RNZ gegenüber aber Einschnitte bei künftigen BdS-Aktionen ankündigte.

Im Interview erklären Bordne und Vize Dietmar Rothenstein, dass die Lage ernst ist – und zwar sowohl innerhalb des BdS-Ortsverbandes als auch für die Geschäfte selbst.

Mit "engelsport" macht wieder ein Geschäft in Neckarhausen dicht. Können Sie nachts eigentlich noch schlafen?

Rothenstein: Nein, überhaupt nicht. Wir kämpfen wie wahnsinnig um jedes Geschäft. Um auf unsere Verhüllungsaktion im November zurückzukommen: Es wird alles noch schlimmer.

Bordne: Wir haben so viele leerstehende Flächen, seien es Gewerbe- oder Büroräume.

Rothenstein: So lange die Autobahn in die Großstädte führt, scheint es der Bevölkerung nichts auszumachen, ob die Versorgung vor Ort gesichert ist.

Bordne: Die nächste Generation wird hier am Ort nicht mehr viel vorfinden.

Sie haben beim Maibaumstellen angedeutet, dass der Weihnachtsmarkt auf der Kippe steht. Warum?

Bordne: Nach dem letzten runden Tisch mit der Verwaltung und den Fraktionen haben wir die Aktionen durchgesprochen und dabei erklärt, dass wir den Weihnachtsmarkt nicht mehr schultern können. Das liegt hauptsächlich an den BdS-Mitgliedern, weil von dort keine Unterstützung kommt.

Rothenstein: Keiner ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Es wird definitiv keinen Weihnachtsmarkt geben, zumindest keinen, der vom BdS organisiert wird.

Bordne: Wir wollten auch das Maibaumstellen ausfallen lassen, weil vier Wochen vorher Leistungsschau war.

Rothenstein: In der Kürze der Zeit war das für uns organisatorisch nicht zu bewältigen.

Bordne: Unser nächstes Ziel ist die Kerwe in Neckarhausen, weil sonst die Kerwemeile stirbt.

Rothenstein: Und wir wollen nicht die Totengräber der Neckarhäuser Kerwe sein.

Was ist mit der Leistungsschau im nächsten Jahr?

Rothenstein: Die findet nicht statt. Wir werden diese zukünftig im zweijährigen Rhythmus in Verbindung mit dem Sommertagszug in Edingen veranstalten.

Bordne: Es gibt einen Wechsel im System: Nächstes Jahr ist Maibaumstellen im größeren Rahmen, die Leistungsschau findet dann 2009 wieder statt.

Fürchten Sie nicht, dass der BdS dadurch noch mehr die Aufmerksamkeit der Bevölkerung verliert?

Rothenstein: Nein, denn die einzelnen Veranstaltungen werden wir so intensiv machen, dass die Aufmerksamkeit schon da ist.

Bordne: Manche Firmen sind ohnehin bei ihrer Teilnahme an der Leistungsschau schon auf zweijährigen Rhythmus umgestiegen. Und wir sind zu dritt vier Monate lang mit der Vorbereitung der Leistungsschau beschäftigt. Das geht nicht.

Also weniger Termine, dafür mehr Qualität?

Bordne: Genau. Nächstes Jahr haben wir für das Maibaumstellen auch wieder einen neuen Mast und neue Schilder. Und die Schützen wollen wieder mitmachen, die in diesem Jahr wegen des Umbaus des Schützenhauses pausieren mussten. Und das Adventssingen findet auch statt. Wir sind froh, dass wir mit der Sängereinheit eine unproblematische Kooperation der kurzen Wege haben.

Reden wir noch einmal über die Schaufenster-Aktion im vergangenen November. War die Wirkung nachhaltig?

Bordne: Die Resonanz war positiv und negativ.

Rothenstein: Es kam aber eine Diskussion in Gang, die nun aber wieder verhallt ist. Das sieht man doch jetzt am Sport Engel. Wieder ein Geschäft, das weg ist. Manches klappt auch nicht, weil manche Ladenbesitzer noch nicht erkannt haben, dass sich die Läden nicht vergolden lassen. Die Verwaltung macht sich Gedanken, kann aber weder neue Interessenten, noch die Bevölkerung in die Geschäfte schleppen.

Sie haben auch innerhalb des BdS Probleme?

Rothenstein: Wir, der BdS, sind eigentlich vier Leute, die die Arbeit machen. Dabei haben wir 150 Mitglieder.

Bordne: Wir hängen immer alleine da, obwohl manche zunächst vor Veranstaltungen Unterstützung signalisiert haben.

Rothenstein: Der BdS in Friedrichsfeld ist auch so ein Beispiel – der hat keinen Vorstand mehr. In Heddesheim ist es auch problematisch. Wir kämpfen darum, innerhalb unseres Ortsverbandes die Gemeinschaft wieder zu stärken und probieren es bei einem internen Grillfest. Wir brauchen jeden Einzelnen. Wenn die Resonanz der Mitglieder weiter so schlecht ist, müssen wir über unsere Zukunft im BdS-Ortsverband Edingen-Neckarhausen ernsthaft nachdenken.

Rhein-Neckar-Zeitung - 22.07.2007 - Nicoline Pilz